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Zwickau und der NSU. Auseinandersetzung mit rechtsextremen Taten

Zwickau ist aus der Sicht der Einwohner eine ostdeutsche Stadt wie jede andere. Für Ortsfremde ist sie untrennbar mit dem NSU verbunden. Was das alles konkret bedeutet, wissen viele junge Menschen jedoch nicht so genau. Aus diesem Grund lud die „AKTION ZIVILCOURAGE“ im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „JuDiO – Junger Dialog in Ostdeutschland“ Schülerinnen und Schüler des KKG ein, in einen interaktiven Dialog zu treten. Beteiligte aus den Klassenstufen 9 bis 12 unseres Gymnasiums beschäftigten sich über einen Zeitraum von zwei Stunden mit den Ursprüngen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) und wie weitere solcher Taten in Zukunft verhindert werden können.

Die Ausstellung im Museum Priesterhäuser zeigte sechs thematische Panels, die unter anderem ein bewegendes Interview mit Semiya Şimşek, der Tochter des ersten NSU-Opfers, beinhalteten. Sie kritisierte den Umgang der Medien und Behörden mit den NSU-Morden und forderte eine intensivere Aufarbeitung. Des Weiteren zeugten Aussagen von Bürgerinnen und Bürgern zur Erinnerungskultur in Zwickau, dass das NSU-Thema oft nur am Rande präsent ist − obwohl die Ereignisse Schrecken hinterließen und das gesellschaftspolitische Klima heute von Radikalisierung geprägt ist. Nach der Ausstellung startete der interaktive Teil der Veranstaltung. Dabei teilten die Schülerinnen und Schüler ihre ersten Begegnungen mit dem Thema NSU. Anschließend reflektierten sie gemeinsam, wie präsent die Aufklärung über den NSU im Alltag ist und ob die bestehenden Maßnahmen ausreichen. Es herrschte Einigkeit darüber, dass der NSU-Komplex im Alltag kaum Beachtung findet und die Aufklärungsarbeit verbessert werden sollte.

In kleineren Gruppen bearbeiteten die Teilnehmenden Leitfragen zu ihrem Wissen über den NSU. Dabei erörterten sie unter anderem, inwieweit sie die Verbindung zum Ort Zwickau belastet. Viele hatten das Thema zuvor kaum wahrgenommen und sahen ihre Meinung nun darin bestätigt: Erinnerungskultur und Aufklärung in der Region müssen ausgebaut werden. Einige empfanden es als belastend, dass der NSU aus ihrer Stadt agierte, während andere dem Ort weniger Relevanz als den Taten zuschrieben und deshalb eher neutral darauf blickten. Im zweiten Teil der Veranstaltung sollen dieSchülerinnen und Schüler herausarbeiten, welche besondere Verantwortung die Stadt Zwickau hat und wie man der Entstehung terroristischer Vereinigungen entgegenwirken könnte. Wieder beschäftigten sich zwei Gruppen mit einem der obengenannten Themen. Vorschläge der „Verantwortungs-Gruppe“ beinhalteten regelmäßige Informations-Veranstaltungen in der Schule sowie im öffentlichen Raum, um das Bewusstsein zu schärfen. Zur Vorbeugung weiterer Terroranschläge schlug die zweite Gruppe vor, das geplante Dokumentationszentrum in Zwickau, statt in Chemnitz zu etablieren. Eine Stärkung der Stadtgemeinschaft sowie die Aufklärung über rechtsextreme Strukturen schienen besonders wichtig, wobei die Umsetzung durch die Mitglieder der AfD im Stadtrat erschwert werden könnte.

Die Veranstaltung verdeutlichte den Jugendlichen die Relevanz der NSU-Thematik und betonte die Notwendigkeit des Engagements gegen Extremismus. Sie diskutierten abschließend, in welcher Form sie selbst an der Verwirklichung der genannten Ziele mitwirken könnten, z. B. im Schülerrat. Allerdings gaben einige zu bedenken, Engagement in einer polarisierten Gesellschaft ist nicht ganz ungefährlich.

Vito Websky

Wir danken Frau Alexandra Hortenbach/Leiterin Museum Priesterhäuser Zwickau

Fotos: J. Oehler/D. Seichter

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