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Einweihung von zehn neuen „Stolpersteinen“ in Zwickau

für

Wolf Leib Kleinberger + Paula Kleinberger, geb. Kolländer + Josef Kleinberger + Elisa Kleinberger, geb. Blitzer + Shlomo Kleinberger + Ruth Kleinberger + Aron Kleinberger + Isaak Kleinberger + Salomon Kleinberger + Augusta Frischmann, geb. Kleinberger

Die Projektgruppe Geschichte, das sind 20 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 10 und 11, weihte am Dienstag, dem 20. Juni 2023, um 10:00 Uhr vor dem Haus Römerstraße 23 gemeinsam mit den aus Israel und Deutschland angereisten Angehörigen zehn neue „Stolpersteine“ ein. Edna Friedländer und Aya Rimon richteten gleichsam bewegte wie bewegende Worte an die zahlreichen Gäste. Im Anschluss kamen die Nachfahren der Zwickauer Familie Kleinberger mit den Jugendlichen, die das „Standbild“ entwickelt und dargestellt hatten, im Gymnasium zusammen. Rasch entwickelten sich angeregte Gespräche. Ilai Arad, der Enkelsohn Issak Kleinbergers, dankte allen Beteiligten im Namen seiner Familie. 

Fortan existiert eine neue Broschüre über die „Stolpersteine“ in Zwickau: erhältlich im Käthe-Kollwitz-Gymnasium.

Für die Unterstützung danken wir:

Felix Angermann, Oberbürgermeisterin Constance Arndt, Frank Bundesmann, Michael Herholz, Antje Heym-Reimann, Jakob Körnich, Thomas Köthe, Reiner Künzel, Thomas Pühn, Sparkasse Zwickau, Stiftung SPUREN Gunter Demnig, Annett Zink.

Für die Mitwirkung danken wir:

Recherche          Rina Apter, Ilai Arad, Lea Arad-Kleinberger, Edna Friedländer

Musikalische

Begleitung          Alexander Malzdorf (Violine), John Williams: „Theme from Schindlers List“

Rede                    Linus Merz

Textcollage         Else Lasker-Schüler: „Die Verscheuchte“, 1934 & Leonie Arzt l Violine, 2022: Maurice Ravel, Kaddisch „Deux Mélodies hébraïques”

SprecherInnen    Hassan Gata, Elias Bischoff, Leonard Brix, Jonas Kluge, Helen Nürnberger, Emily Meyer, Lukas Näser, Paulina Pekrul, Emanuel Yang

Mitwirkende       Paul Ahnert, Lilly Albrecht, Luca Bammel, Luke Belger, Nils Haase, Annett Maria Heber, Nele Heret, Mirjam Körnich, Nastassja Kubosch, Niklas Kunzmann, Toni Lange, Aaron Lorenz, Alexander Malzdorf, Linus Merz, Moritz Neubert, Noah Osman, Zoe Anna Pogodalla, Zeinab Saad, Annika Springer

Technik                Philipp Noack

Die Geschichte:

Wolf Kleinberger (geb. am 4. 11.1880) und seine Frau Paula, geb. Kolländer (geb. am 19.1.1879), stammen beide aus Brzesko. Die Stadt liegt 60 Kilometer östlich von Krakau, in Galizien, das damals zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn gehört. In Brzesko kommen vier Söhne zur Welt: Josef (1905), Aron (1907), Isaak (1909) und Salomon (1910). Die Familie Kleinberger siedelt 1913 nach Zwickau/Sachsen über und wohnt zunächst in der Burgstraße 11. Schon wenig später bezieht Wolf Kleinberger mit Frau und Kindern das neu erworbene Haus in der Römerstraße 23. Hier kommt Augusta (1913), das jüngste Familienmitglied, zur Welt.

Kleinbergers betreiben ein Handelsgeschäft für Stoffabdeckungen und Planen, das in der Remise im Hinterhof des Hauses in der Römerstraße untergebracht ist. Für die An- und Auslieferungen gibt es eine Zufahrt über die Moritzstraße. Als der Erste Weltkrieg beginnt, ist es auch für die Familie Kleinberger schwer, zurecht zu kommen. Der Vater Wolf wird eingezogen und dient im Sächsischen Armee-Korps. Wolf Kleinberger bleibt nach dem Krieg Mitglied des Volksbundes der Deutschen aus dem ehemaligen Österreich-Ungarn.

Die Familie lebt sich rasch und harmonisch in Zwickau ein. Die Söhne Josef und Aron schließen eine kaufmännische Ausbildung ab und sind fortan im Familienunternehmen tätig. Sohn Isaak absolviert erfolgreich ein Architekturstudium an der Sächsischen Technischen Hochschule (heute Technische Universität Dresden), Sohn Salomon durchläuft eine Ausbildung im Kaufhaus Schocken und Tochter Augusta vollendet eine Lehre im Bereich Metallurgie. Als Jüdin darf Augusta in diesem Bereich nicht arbeiten, sie findet eine Anstellung in der Qualitätssicherung des Kaufhausunternehmens Schocken.

Familie Kleinberger ist Mitglied der Jüdischen Gemeinde Adass Jissroel in der Bahnhofstraße 8. Hier nutzt die Gemeinde ab 1905 Räumlichkeiten sowie einen Betsaal. Durch die antisemitischen Maßnahmen der Nationalsozialisten verliert die Gemeinde viele Mitglieder und gibt deshalb 1938 den Betsaal auf. Fortan nutzt die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Planitz den Raum. Durch die Umnutzung bleiben die Räumlichkeiten in der Reichspogromnacht 1938 vor Zerstörung verschont. Heute nutzt die Freie Baptistengemeinde Zwickau den ehemaligen Jüdischen Betsaal.

Ab 1933 und mit der nationalsozialistischen Diktatur ändert sich alles. Die Familie Kleinberger erkennt, vor allem angesichts des grassierenden Antisemitismus, in Zwickau ist ihr Leben nicht mehr sicher. Die letzte gemeinsame Familienfeier ist die Hochzeit des Bruders Josef mit Elisa Blitzer 1933.

1934 gelingt Isaak die Emigration nach Palästina, wo er als Architekt in Tel Aviv Arbeit findet. Von hier aus bemüht er sich eilends, die Familie von Deutschland nach Palästina zu holen. Zuerst folgen 1936 die Eltern sowie seine Brüder Aron und Salomon. Sie finden in Jerusalem ein neues Zuhause. Seine Schwester Augusta lässt sich in Tel Aviv nieder. Josef und Ehefrau Elisa bleiben vorerst in Zwickau zurück, um den Familienbetrieb, so gut es unter den Umständen möglich ist, aufrecht zu erhalten.

In Zwickau kommen die ersten beiden Enkelkinder von Wolf und Paula zur Welt: Shlomo (1934) und Ruth (1937). Wolf reist 1938 von Jerusalem nach Zwickau, um Josef, Elisa und die beiden Kleinen nach Jerusalem zu begleiten. Die Familie hat unbeschreibliches Glück, denn die rettende Einreise in Palästina ist keine Selbstverständlichkeit. Die britische Mandatsmacht vergibt streng begrenzte Einwanderungszertifikate, um die zunehmenden Spannungen zwischen der jüdischen und arabischen Bevölkerung in den Griff zu bekommen. Vor allem während des arabischen Aufstandes reduziert Großbritannien die Zahl der Einwanderungszertifikate an europäische Juden drastisch. Josef muss das Haus und den Familienbetrieb in der Römerstraße 23 unter Verkehrswert verkaufen, da die Zeit drängt. Es gelingt, Teile des Familienvermögens zu retten. Aufgrund des Ha´avara-Abkommen von 1933 lässt sich Geld über die „Palästina Treuhand-Stelle GmbH“ nach Palästina transferieren.

In Jerusalem beginnt für die Familie ein neues Kapitel. Wolf eröffnet ein Lebensmittelgeschäft in Jerusalem, in dem die Söhne Josef und Aron mitarbeiten. Wolf und Paula Kleinberger versterben beide in Jerusalem, Wolf bereits 1950 und seine Frau 1957. Josef und Aron führen das Geschäft fort. Isaak Kleinberger arbeitet zunächst als Architekt für die Stadtplanung im Auftrag der britischen Mandatsmacht, später lässt er sich als selbstständiger Architekt nieder, entwirft und realisiert Wohngebiete in Jerusalem – im Stil des Dessauer Bauhauses. Salomon Kleinberger arbeitet anfänglich bei der Elektrizitätsversorgung in Jerusalem. Er ist mit Ora verheiratet und Vater von zwei Kindern: Alexander und Iris. Nach der Ehescheidung von Ora kehrt er in den 1950-er Jahren nach Deutschland zurück und lebt in Pirmasens. Er heiratet in zweiter Ehe Christel. Beide ziehen Christels Söhne aus erster Ehe, Michael und Thomas, groß. Salomon verstirbt 1991 in Pirmasens.

Josef Kleinberger und seiner Frau Elisa wird in Jerusalem eine weitere Tochter geboren: Edna. Josef verstirbt 1982, Elisa 1996. Ruth, die als Kleinkind Zwickau verlassen hat, verlieren die Eltern bereits 1951. Sie wird nur 14 Jahre alt. Sohn Aron bleibt kinderlos, er wird 1977 in Jerusalem zur letzten Ruhe begleitet. Isaak Kleinberger, der Architekt, heiratet Shlomit. Die beiden haben eine Tochter und einen Sohn: Lea und Hanan. Die Familie lebt in Jerusalem, wo Isaak 1997 bestattet wird. Augusta Kleinberger lässt sich in Tel Aviv nieder, heiratet Richard Frischmann und bringt Tochter Rina zur Welt. Augusta verscheidet 1995 in Tel Aviv. Wolf und Paula Kleinberger hinterlassen 22 Urenkel und 43 Ururenkel.

Dorit Seichter

Fotos: D. Seichter

 

Fotos: Milane Rüdiger

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